Sonderbauten

    Der Schwerbelastungskörper

    Im Zusammenhang mit der geplanten Umgestaltung Berlins zur Reichshauptstadt Germania 1937 bis 1943 untersuchten Ingenieure die Tragfähigkeit des Berliner Baugrundes. Um die Belastbarkeit von Baugrund für Großbauten zu ermitteln, waren durch verschiedene Institute für Bodenkunde in Deutschland und durch die Deutsche Gesellschaft für Bodenmechanik (Degebo) in Berlin seit Ende der Zwanziger Jahre Versuche durchgeführt worden. Unter anderem für die geplante Hamburger Hochbrücke im Zuge der heutigen Autobahn A7 über den Hamburger Petroleumhafen und für die Planungen zur Wehrtechnischen Fakultät im Berliner Grunewald und die Soldatenhalle in Berlin-Tiergarten.

    Bodenuntersuchung für Germania

    Die Degebo wurde 1928 gegründet. Das Ziel dieser Gesellschaft sollten die wissenschaftliche Beurteilung der Bodenarten und Kenntnisse über Belastbarkeit und Standsicherheit sein. Die konstituierende Mitgliederversammlung fand am 7. Dezember 1928 statt. Gesellschafter waren die Wasserstraßenabteilung des Reichsverkehrsministeriums, die Hauptverwaltung der Reichsbahngesellschaft und das Preußische Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, die jeweils auch ein Drittel der Baukosten für das 1929 errichtete Institutsgebäude an der Berliner Straße (der heutigen Straße des 17. Juni) beisteuerten. Die Forschungsgesellschaft wurde ab 1937 durch den Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt intensiv in die vorbereitenden Planungen für die Reichshauptstadt Germania eingebunden. So übernahm die Degebo für die Aufstellung einer Baugrundkarte Berlins die notwendigen Bodenuntersuchungen. Dafür wurden allein zwischen 1937 und 1938 über 1.000 Bohrungen niedergebracht. Die geplanten Monumentalbauten an der Nord-Süd-Achse wurden durch Probebelastungen am Matthäikirchhof, am Teufelsberg und in einem am Königsplatz (dem heutigen Platz der Republik) abgesenkten Caisson (Senkkasten) auf ihre Realisierbarkeit überprüft.

    »Mammut-Probebelastung am Pilz«

    Ein wohl weltweit einmaliges Projekt stellte dabei der 1941 geplante und tatsächlich auch gebaute Schwerbelastungskörper dar, der mit 12.650 Tonnen in 18,20 Metern Tiefe einen Bodendruck von 1,26 Meganewton je Quadratmeter erreichte. Er stand im Zusammenhang mit den Vorarbeiten zum »Bauwerk T« – dem Triumphbogen auf der zukünftigen Nord-Süd-Achse. Ziel dieser Untersuchungen für das »Bauwerk T« sollte sein, trotz einer im Verhältnis zu den Verwaltungs- und Hochschulbauten kleineren Fundamentfläche, beim Triumphbogen eine Setzung von weniger als fünf Zentimeter je Stütze zu erreichen. Wie die »Große Halle« die Spree unter sich begraben hätte, sollte das riesige Versuchsbauwerk unter tausenden Kubikmeter Erde verschwinden.
    Eine Auswertung der am Schwerbelastungskörper geführten Messungen erfolgte aber erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges Anfang 1948 mit der Veröffentlichung »Mammut-Probebelastung am Pilz« in den »Mitteilungen der Degebo«. Die Messungen hatten eine Setzung von 19,3 Zentimetern innerhalb von zweieinhalb Jahren ergeben. Das Gelände um den Schwerbelastungskörper wurde wieder ab 1951, bis über das Jahr 1977 hinaus, für weitere Untersuchungen zur Belastbarkeit von Boden und Bohrpfählen genutzt. Zuletzt legte man dafür Mitte der Fünfziger Jahre die Versuchsgrube neben dem Belastungskörper an.
    Seit 1995 steht das einmalige und ursprünglich nur auf eine Bestandsdauer von 20 Wochen angelegte Ingenieurbauwerk unter Denkmalschutz. Im September 2009 wurde nach der Sanierung des Betonbauwerks und der Herrichtung des Grundstücks der »Informationsort Schwerbelastungskörper« eröffnet. Damit ist nun die Gelegenheit gegeben, hier die menschen- und stadtverachtende Dimension des nationalsozialistischen Städtebaus zu begreifen und zu diskutieren.

    Fakten

    Erbaut: 1941
    Ausdehnung:
    Durchmesser 21 m, Höhe 14 m über Gelände
    Nutzungszweck:
    Untersuchung der Tragfähigkeit des Berliner Baugrundes
    Zustand:
    intakt, steht unter Denkmalschutz, technische Ausstattung beseitigt, beschränkt öffentlich zugänglich

    Autor: Michael Richter, Stand: 25. Juni 2014

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